Westfalenliga 2015: Lippstadt siegt knapp

Die alljährliche Westfalenliga fand 2015 – wie im vergangenen Jahr auch – als eintägiges Turnier statt. Zum ersten Mal seit neun Jahren traten wieder fünf Städte gegeneinander an.

Die Go-Geier konnten für einige Runden FJ verpflichten

Die Go-Geier konnten für einige Runden FJ (6d, 2. v.r.) verpflichten

Normalerweise besteht die Westfalenliga aus gelegentlichen gegenseitigen Besuchen bei Spieleabenden, doch nachdem es immer schwieriger wurde, geeignete Termine zu finden, wurde die Liga 2014 zu einem Eintagesturnier. So hielten wir es auch in diesem Jahr und am 25. Oktober 2015 traten gleich fünf Mannschaften gegeneinander an: Die Go-Geier Lippstadt, Ponnuki Paderborn und Tigerrachen Detmold, sowie seit langem wieder einmal Tengen Bielefeld und der Neuling SC St. Pauli aus Lemgo. Gastgeber war der Schachverein LSV/Turm Lippstadt in der Mensa des Ostendorfgymnasiums in Lippstadt.

Letze Einweisungen von Ferdi (3d) vor dem Start

Letze Einweisungen von Ferdi (3d) vor dem Start

Fünf Mannschaften bedeuten fünf Runden, und so spielten wir dieses Jahr mit der für Go-Spieler recht ungewohnten Fischerzeit: Eine Grundzeit von 20 Minuten mit sieben Sekunden Zeit pro Zug. Waren die sieben Sekunden um, ging es an die Grundzeit, war man schneller, bekam man die Restsekunden als Bonus dazu. Außerdem war die Liga ein volles Vorgabeturnier mit den in Westfalen gern genutzten gemütlichen 6 Punkten Komi.

Auch mit knapper Fischerzeit dauern manche Runden etwas länger

Auch mit knapper Fischerzeit dauern manche Runden etwas länger

Auch mit diesem Bonussystem können Spiele etwas länger dauern. Insbesondere kam es gelegentlich zu der kuriosen Situation, dass man kurz nach Spielbeginn mehr Zeit hatte als direkt zum Start – was nicht unbedingt für ein ausgiebig durchdachtes Fuseki spricht.

In diesem Jahr trafen sich auch alte Bekannte

In diesem Jahr trafen sich auch alte Bekannte

Ein  Problem waren allerdings die Uhren, denn im Gegensatz zum “gewohnten” Spiel mit Byoyomi (Nachspielzeit) warnten sie nicht mit einem nervtötenden Piepston vor dem Verlust auf Zeit. Einige dachten nämlich sehr wohl über ihre Eröffnung nach, sahen nach ein paar Zügen auf die Uhr und meinten nur “Oh, schon vorbei?”.

Im Herbst spielt es sich am ersten Brett mit warmen Steinen angenehmer

Im Herbst spielt es sich am ersten Brett mit warmen Steinen angenehmer

Das war dann auch nicht das einzige Handicap. Vermutlich hat das Spielmaterial über Nacht im Auto gelegen, denn es war dermaßen stark gekühlt, dass ein Spieler die Steine erst “warmrühren” musste – vorher war an ein konzentriertes Spiel nicht zu denken.

Kein Shogi dieses Jahr, aber 9x9 geht immer

Kein Shogi dieses Jahr, aber 9×9 geht immer

Trotz (oder aufgrund?) des engen Zeitplans lief die Turnierorganisation recht entspannt – so entspannt sogar, dass der Rechner die Rundenliste ersetzte und Ergebnisse direkt von den Spielern eingetragen wurden, ja, es wurden sogar spontan Spielerreihenfolgen an den Brettern vertauscht, um Lieblingspaarungen zu ermöglichen.

Ergebnisse wurden heute direkt eingetragen

Ergebnisse wurden heute direkt eingetragen

Der Zeitplan war zwar knapp, aber jede Mannschaft hatte ein Freilos und damit Zeit, sich etwas in Lippstadt umzutun. Denn wie im vergangenen Jahr fand zeitgleich zum Turnier der Herbstrummel statt, der die Lippstädter Altstadt mit Kirmesleben füllte. Auch wenn man “nur schnell” was Essen wollte, wurde man früher oder später fündig – zum Karussellfahren reichte die Zeit dann aber doch nicht.

Verpflegung auf dem Herbstrummel in Lippstadt

Verpflegung auf dem Herbstrummel in Lippstadt

Go-Partien sind – für die Teilnehmer und für kundige Beobachter – sowieso gerne mal nervenaufreibend, was unter diesen zeitlichen Bedingungen noch einmal verschärft gilt. Vermutlich kam es aus diesem Grund auch zu Situationen – neben dem völlig überraschenden Ablauf der Uhr -, in denen denn auch noch die Genfer Konventionen zur Behandlung von Gefangenen zitiert werden mussten, sausten diese doch zeitweise gar zu willkürlich durch den Raum.

Insgesamt waren die (meisten) Spiele extrem knapp: Bis zu den letzten Partien dauerte es, bis der Westfalenmeister feststand. Die Go-Geier Lippstadt setzten sich mit nur einem halben Punkt Vorsprung gegen Tengen Bielefeld und den SC St. Pauli Lemgo durch, die sich den Titel des Vizemeisters teilen können. Ponnuki Paderborn und Tigerrachen Detmold schonten ihre Nerven und platzierten sich klar auf den Rängen vier und fünf.

Das Kopf-an-Kopf-Rennen war wohl auch dem westfälischen Komi von genau sechs Punkten geschuldet, kam es doch zu mehr als nur einem Jigo – und dass, obwohl unsere Jigo-Weltmeisterin aus Gütersloh nicht dabei war (aber es war ja auch die Westfalenliga).

Die Westfalenligistas, sofern noch nicht abgereist

Die Westfalenligistas, sofern noch nicht abgereist

Wir gratulieren den Siegern zum Sieg und alles anderem zum Fastsieg und freuen uns über die gut besuchte Liga! Unser Dank gilt neben Peter und Ferdi auch dem Schachverein LSV/Turm Lippstadt (aus dessen Vorräten wir uns bedient haben) und besonders den Gastgebern, die im Pausenraum gewirbelt und für Verpflegung gesorgt haben – eine weitere erfreuliche Neuerung und ein Schritt in Richtung eines “echten” Turniers!

Die Letzten machen das Licht aus

Die Letzten machen das Licht aus

Ausführliche Ergebnisse gibt es wie immer auf GOWl.de.

Text und Fotos: Sven Walther, Detmold