Am Samstag, d. 19. September 2015, fand das zweite Detmolder Keima statt. Wie bereits 2013 spielten wir das Eintagesturnier im Sudden-Death-Modus, also ohne Byoyomi (Nachspielzeit) – damit wurde die Uhr gelegentlich zu einem erbarmungsloseren Gegner als der Partner am Brett.
Vor zwei Jahren fand in Detmold das erste Keima statt, ebenfalls als Eintagesturnier. Nun gab es die lang erwartete Fortsetzung: Der Spielmodus von 30 Minuten Sudden-Death machte einen flotten Turniertag mit vollen fünf Runden möglich. Doch 30 Minuten sind nicht sonderlich viel, wenn man fünf Minuten vor Ablauf der Zeit denkt: Jetzt noch das Endspiel, das schaffe ich locker im Byoyomi – Moment, das habe ich gar nicht? Hin und wieder wurden einige von uns dabei sehr hektisch und es gab durchaus Partien, die auf Zeit verloren wurden, obwohl nur noch wenige Züge zu spielen gewesen wären.
Das Keima ist ein kleines Turnier mitten in Ostwestfalen-Lippe, oder noch genauer, mitten in Lippe. Trotzdem kamen 43 Spielerinnen und Spieler, davon mehr als die Hälfte zweistellige Kyus – die perfekte Gelegenheit für den Nachwuchs der Region, sich zu messen. Gespielt wurde in der Mensa des “Leo”, des Gymnasiums Leopoldinum, am Rande der Innenstadt, bei hervorragender Verpflegung zu schülerfreundlichen Preisen und (eine rechtzeitige Anmeldung vorausgesetzt) einer Getränke-Flatrate.
Während die meisten durchaus auch wirklich aus der Nähe angereist waren, fanden einige ihren Weg aus Teilen des Ruhrgebiets und sogar aus Kiel. Über ein Viertel des Feldes stellten jedoch bereits die Spielerinnen und Spieler aus den Go-AGs des Gymnasiums Leopoldinum Detmold sowie der Gesamtschule Hüllhorst; in Hüllhorst wurde extra ein Bulli organisiert, schließlich verbindet die beiden Schulen seit einiger Zeit eine spielerische Partnerschaft. Auch aus dem go-spielerisch aufstrebenden Lemgo fanden allein sechs Leute den Weg zum Turnier; und aus Paderborn war natürlich auch eine kleine Delegation da.
Die Spiele selbst boten natürlich die übliche nervenzerfetzende Dramatik, besonders aufgrund der kurzen Bedenkzeit. Interessant war jedoch, dass es offenbar auch zu “Fortsetzungsspielen” kam: “Beim letzten Turnier hast du mit San-san eröffnet und dann so und so gespielt.” “Hab ich dieses Mal auch versucht, aber du hast anders reagiert.” “Ja, aber dieses Mal hattest du auch weiß.” Kurios.
Als Überraschungsgast war auch Lukas Krämer (6d, Bonn), der amtierende Deutsche Meister, angereist. Allerdings wollte er nicht den Turniersieg “abholen”, sondern stand zwischen den Runden für Partiebesprechungen und Simultanspiele zur Verfügung; der jüngste Nachwuchs hatte extra gelernt, die ersten zwanzig Züge der Partie mitzuschreiben.
Der Turniersieg war dann, um es mit Rolfs Worten zu schreiben, ein “Foto-Finish”: Timo Budszuhn (1d, Bochum) gewann haarscharf mit SOS-Wertung vor Timo Weigelt (1d, Bielefeld) und Harald Kroll (2d, Oberhausen).
Gespielt wurde im Wesentlichen übrigens Go – was allerdings ein wenig am Wetter lag, das mit gelegentlichem Starkregen die Fußballspiele vom letzten Mal verhindert hat. Am Ende des Turniers stand dann noch die Frage im Raum: Gibt es ein drittes Keima? Aber ja: Der Plan ist, das Keima in Detmold alle zwei Jahre stattfinden zu lassen.
Außerdem stehen erste Ideen im Raum, ein weiteres Regionalturnier in OWL an den Start zu bringen, denn in Hüllhorst kündigt sich der Nachwuchs an: In fünf Kursen lernen insgesamt 76 Schülerinnen und Schüler Go. Dazu kommen noch Grundschulen, die sich vor kurzem mit Go-Koffern ausgestattet haben sowie Kindertagesstätten, die schon immer mal Filzgo spielen wollten. Wer weiß? Vielleicht gibt es das Keima demnächst im Wechsel mit einem Nachwuchsturnier an den Hängen des Wiehengebirges?
So oder so – das Detmolder Keima war auch in diesem Jahr wieder ein voller Erfolg für die lokale Go-Szene, die immer weiter (zusammen) wächst, was auch an der Teilnehmerliste deutlich wird.
Die Ergebnisse
- in der Go-Datenbank,
- beim Deutschen Go-Bund
- und für OWL-Spielerinnen und -Spieler auf Go in OWL/gowl.de.
Weitere Bilder bei Go in OWL/gowl.de (folgen bald, Link wird ergänzt). Wer abseits eines Turniers vorbeischauen möchte, ist jederzeit Willkommen.
Text und Fotos: Sven Walther