Auf dem Go-Kongress finden neben der eigentlichen Europameisterschaft noch weitere Begleitturniere statt. Eins davon ist Paar-Go: Hier spielen immer zwei gegen zwei am gleichen Brett, wobei ein Paar immer aus einer Frau und einem Mann besteht. Die Spielstärke errechnet sich dann aus dem Durchschnittsrang des Paars. Wichtig ist natürlich: man darf sich nicht absprechen.
Mit ca. 80 Paaren ist das Paar-Go-Turnier das bisher am stärksten besuchte auf einem EGC. Teilnehmen kann jeder, unabhängig von der Spielstärke. Einzige Ausnahme: nur ein Profispieler pro Paar, und ein maximaler Durchschnittsrang von 5 Dan.
Das Turnier wird auch von Profis geschätzt, aber das braucht einen nicht von der Teilnahme abschrecken: das Feld wird in die Topgruppe und die Hauptgruppe eingeteilt, wobei in die Hauptgruppe mit Vorgabe gespielt wird.
Das Teilnehmerfeld in der Hauptgruppe ist extrem unterschiedlich zusammengesetzt: das reicht von Altersunterschieden (Papa und Tochter) bis Rangdifferenzen (Profi und Anfänger). Mit von der Partie: Marina Seiwert (Wiesbaden/Deutschland) und Yaqi Fu (Qinhuangdao/China). Beim Paar-Go zeigt sich, wie gut ein Paar zusammenspielt: hin und wieder lassen sich Szenen beobachten, die auf eine etwas geladene Stimmung nach dem Spiel schließen lassen, doch das bleibt die Ausnahme. Insbesondere das Team Marina/Yaqi bewahrt eine (scheinbar!?) entspannte Ruhe, selbst als die beiden unvermittelt dem Team Dinerchtein gegenübersitzen und auch noch sieben Steine Vorgabe geben müssen!
Am Ende des ersten Tages setzen sich die beiden mit vier Siegen gegen alle Gegner durch. Das bedeutet: Knockout-Turnier um die ersten drei Plätze am nächsten Tag!
Gespielt wird um Platz Drei gegen Svetlana Morozova (Russland) und Mihhail Novik (Estland). Während Eröffnung und Mittelspiel das übliche Wechselbad der Gefühle eines Paar-Go-Spiels liefern, beginnt spätestens mit dem Byo-yomi der reinste Nervenkrieg: schon lange vor dem Enspiel beginnt das Dauerpiepsen der Uhr.
Als Zuschauer kommt man gefühlt mehr ins Schwitzen als die Spieler, die teilweise erst mit dem letzten warnenden Pfeifen gerade noch den Stein setzen und kurz vor Verlust auf Zeit gerade noch die Uhr schalten. Am Ende einer wirklich nervenaufreibenden Partie können sich alle wieder etwas entspannen. Es war extrem knapp: Svetlana und Mihhail gewinnen mit einem halben Punkt (dem halben Punkt Komi, damit es kein Jigo gibt) und kommen weiter.
Der Vorteil: Jetzt ist erst einmal Zeit zum Durchatmen (und Essen), während noch die Finalspiele in der Haupt- und der Topgruppe ausgetragen werden. Spät am Abend ist dann Preisverleihung: in der Topgruppe gibt es zwei dritte Plätze, so dass letztlich vier Paare eine Medaille mitnehmen können.
In der Hauptgruppe gibt es leider keine Medaillen, dafür aber T-Shirts zu gewinnen. Und weil die Pokale erst für die Meisterschaft vergeben werden, muss eine selbstgebastelte Trophäe her.
Text und Fotos: Sven Walther
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